Grenzenlose wissenschaftliche Solidarität

Türkçe: Sınırlar Ötesi Akademik Dayanışma

English: Academic Solidarity Across Borders

Im letzten Jahrzehnt haben wir zusehen müssen, wie der Autoritarismus einen globalen Aufstieg erlebt und zur stärkeren Repression derjenigen führt, die für Frieden kämpfen. Wir möchten uns stattdessen für transnationalen Frieden, Gleichheit und soziale Gerechtigkeit in und außerhalb der Hochschulen einsetzen und bitten hierfür um Unterstützung. Unsere Kampagne zielt darauf ab, junge Wissenschaftler*innen die vom türkischen Staat zu Unrecht für ihre kritischen Meinungen bestraft wurden und ihrer Existenzgrundlage beraubt wurden, in der Türkei finanziell zu unterstützen. Ihre (steuerlich absetzbaren) Spenden in Deutschland werden helfen, kritisches Denken grenzenlos zu befördern.

Wer sind wir?

Im Januar 2016 haben 1128 Wissenschaftler*innen in der Türkei die Petition „Wir werden nicht Teil dieses Verbrechens sein“ unterzeichnet, um öffentliche Aufmerksamkeit für die brutalen Gewalttaten, die der türkische Staat in den kurdischen Regionen des Landes beging, zu erzeugen. Nach der Presseerklärung und einer anfänglichen Verfolgung von Wissenschaftler*innen schlossen sich immer der Petition an. Letztlich waren es mehr als 2000 Unterzeichner*innen. Viele Kolleg*innen verloren daraufhin ihre Jobs, ihre Pässe wurden beschlagnahmt oder für ungültig erklärt und sie wurden verbal und physisch attackiert. Manche wurden festgenommen, Hunderte durch Anordnungen der Regierung ihres Rechts beraubt, im öffentlichen Sektor zu arbeiten und die meisten in individuellen Gerichtsverfahren angeklagt. Trotz all dieser Repression, Bedrohungen und der endlosen Schikanen stehen die Wissenschaftler*innen für den Frieden weiterhin zu ihrer Position, unterstützen sich gegenseitig und widerstehen den Angriffen.

Bis heute wurden die Wissenschaftler*innen für den Frieden mit einer Reihe von Preisen ausgezeichnet:

  • Aachener Friedenspreis (2016),
  • Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit (2016),
  • Preis für Wissenschaftsfreiheit der Middle East Studies Association (2016),
  • Preis für Frieden und Demokratie der Ärztekammer Diyarbakir (2016),
  • Ayşe Nur Zarakolu – Preis für Gedanken- und Meinungsfreiheit der Menschenrechtsvereinigung (2016),
  • Internationaler Hrand Dink Preis der Hrant Dink Stiftung (2016),
  • Solidaritätspreis der Halkevleri (2016),
  • Preis für Menschenrechte, Demokratie, Frieden und Solidarität der Social Democracy Foundation (2016),
  • Sevinç Özgüner Preis für Menschenrechte, Frieden und Demokratie der İstanbuler Ärztekammer (2017),
  • Mut zum Denken – Verteidigerpreis des Scholars at Risk Network (2018),
  • Preis für Gerechtigkeit und Widerstand der Suruç Familieninitiative (2019).

Deutschland ist eines der wichtigsten Ziele für entlassene Wissenschaftler*innen. Ein Teil des oben erwähnten Widerstands war die Gründung des gemeinnützigen Vereins Wissenschaftler*innen für den Frieden e.V. (WfF) im Jahr 2017 durch betroffene Wissenschaftler*innen und sie unterstützende Kolleg*innen. Das wichtigste Ziel der WfF ist das friedliche Zusammenleben der Völker, die Unterstützung verfolgter Wissenschaftler*innen und Studierender, sowie die Förderung der Meinungsfreiheit und der Freiheit in Forschung und Lehre. WfF versteht sich als Verbindungsstelle für Menschenrechtsorganisationen, NGOs, Wissenschaftler*innen sowie einer internationalen Presse und Öffentlichkeit, die sich mit Menschrechtsverletzungen an Wissenschaftler*innen befasst.

Seit 2016 hat WfF eine Reihe von Aktionen durchgeführt, um auf die systematischen Menschrechtsverletzungen an Wissenschaftler*innen und Promovend*innen in der Türkei aufmerksam zu machen:

  • Solidaritätstreffen mit der bereits bestehenden türkischen Diaspora in Deutschland
  • Offene Briefe an die deutsche und internationale wissenschaftliche Öffentlichkeit, um Aufmerksamkeit für die fortgesetzten Repressalien und Gerichtsanhörungen in der Türkei zu erzeugen
  • Presseerklärungen und anwaltliche Unterstützung für inhaftierte Wissenschaftler*innen in der Türkei
  • Wissenschaftliche Workshops mit Kolleg*innen in Deutschland
  • Eine offene Seminarreihe, Filmvorführungen, Online-Seminarreihe in Zusammenarbeit mit verschiedneen NGOs.

Derzeit hat der Verein WfF mehr als 80 Mitglieder, die mit 30 verschiedenen Universitäten und wissenschaftlichen Institutionen in ganz Deutschland assoziiert sind. Sie sind ein aktiver Teil der wissenschaftlichen Community und der Zivilgesellschaft in fast jedem deutschen Bundesland. Sie sind Teil des internationalen Netzwerks Academics for Peace, das nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Großbritannien, den Vereinigten Staaten und Kanada Mitglieder und Unterstützer hat. Unterstützt wird das Netzwerk von Friedensaktivist*innen aus weiteren europäischen Ländern und dem außereuropäischen Ausland.

Dieses Bild wurde am 10. Februar 2017 an der Universität Ankara aufgenommen, als die Polizei gewaltsam in den Cebeci-Campus eindrang, um die Pressefreigabe der entlassenen Akademiker und ihrer Studenten zu verhindern.

Aufruf zur Unterstützung des des grenzenlosen Friedensprozesses und der kritischen Exilwissenschaft

Diese vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) unterstützte Kampagne zielt darauf ab, den Lebensunterhalt und die Forschungsarbeiten der Masterstudierenden, Promovierenden und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen zu finanzieren, die in der Türkei aufgrund ihrer Unterstützung der Petition ‘Wir werden nicht Teil dieses Verbrechens sein’ verfolgt werden. Unter den 2212 Unterstützer*innen sind 734 Promovierende, wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und Nachwuchsforscher*innen, deren wissenschaftliche Laufbahn seither unterbrochen ist. Die meisten von ihnen sind in den Sozialwissenschaften tätig und arbeiten zu den sozialen und historischen Problemen der heutigen Türkei. Bisher konnten die meisten von ihnen aufgrund von Reiseverboten und der Beschlagnahmung ihrer Pässe die Türkei nicht verlassen. 160 Studierende haben akuten Bedarf an finanzieller Unterstützung, auch aufgrund der psychosozialen Folgen der Repression.

Wie können Sie uns unterstützen?

WfF-Deutschland steht in engem Austausch mit den verfolgten Wissenschaftler*innen und versucht diejenigen zu unterstützen, die am dringendsten Hilfe benötigen. Für diese Kampagne wurde ein eigenes Spendenkonto für diese Studierenden eingerichtet. Da WfF e.V. ein gemeinnütziger Verein ist, können alle Spenden von der Steuer abgesetzt werden.